Nicht ganz alle Bewohner von Moria sind unterbeschäftigt denn die Lagerhalle in der sich Little Happy Family befindet, wurde hauptsächlich von geflüchteten Männern aus unterschiedlichen Nationen und mit der Hilfe von ein paar Volunteers aus- und umgebaut und jetzt auch betrieben. Es ist wunderschön mit anzusehen mit welchem Effort und welcher Liebe sie das Center geführt wird. Obwohl es für die Frauen die ins Center kommen, wichtig ist, dass eine Frau vor Ort ist (in dem Fall ich), ist es für mich nicht ganz einfach mich einzubringen. Jeder der Mitarbeiter hat seine Aufgabe und hat Angst zu wenig zu tun zu haben, wenn ich mit anpacke. Und da ich auch weder auf Arabisch noch in Farsi den Frauen erklären kann, wie das Baden abläuft, mache ich es zu meiner Aufgabe die Kinder zu unterhalten. Leider muss das hier alles, anders als in Pikpa ohne Spiel- zeuge stattfinden, da nicht für jedes Kind eins vorhanden ist und es sonst kleine aber unmöglich lösbare Streitereien gibt. Ich habe auch mit einem langen Seil versucht, mit dem man zusammen Seilspringen kann, hatte aber keine Chance und musste es schlussendlich verstecken.
Für die Mädchen ist es natürlich ein Riesenspass sich gegenseitig die Haare zu föhnen und frisieren. Als ich einem 8-jährigen Mädchen mit wunderschönen, dicken langen Haaren einen Zopf machen will, entdecke ich ein graues Haar.
Ich falls fast vom Stuhl, mein erstes graues Haar habe ich mit 24 entdeckt. Und ich frage mich, was für einen Stress man wohl durchmachen muss, dass man schon mit 8 Jahren graue Haare bekommt? Und so kommt mir schlagartig die unmenschliche Situation dieser unaufhaltsamen Flüchtlingskrise wieder hoch, die ich immer etwas zu verdrängen versuche und bin froh vor Ort zu sein, um diese Mädchen das Elend wenigstens für ein paar kurze Momente vergessen zu lassen.
Obwohl ich jeden Tag so viel Verständnis und Mitgefühl erlebe, sind manchmal die vielen bürokratischen und zwischenmenschlichen Hindernisse, die überwunden werden müssen, einfach nur frustrierend. Und ich möchte am liebsten allen gleichzeitig und möglichst effektiv helfen, kann aber natürlich weder an den Gesetzen noch an den individuellen Fällen etwas ändern. Also lerne ich jeden Tag zusammen mit den Menschen hier kleine Schritte zu machen und meine Energie dort einzusetzen, wo sie in dem Moment gefragt ist. (Dezember 2017 - April 2018)
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