Natürlich gibt es auch freudige Erlebnisse in Pikpa. Jeden Freitag kommen z.B. Clowns von der Gruppe Flying Seagull vorbei und machen mit den Kindern Spiele: Jonglieren, Balancieren, Singen, Rennen und manchmal bringen sie auch eine Hüpfburg mit auf dem die kleinen und grossen Kinder hüpfen dürfen ;) An einem Freitag war ich auch vor Ort und ich durfte dabei sein und bin, Tage später, immer noch berührt davon. Von der Offenheit der Kinder und der liebevollen Umsetzung dieser Clowns. Davon, dass es scheint, als würde für die Kinder die Sprache einfach keine Barriere darstellen. Wie sie miteinander spielten und sich gegenseitig halfen und aus den kleinsten Dingen einen Spass machen, als würde es nichts Natürlicheres geben. Und mir wurde wieder einmal bewusst, wie viel wir Erwachsenen doch von den Kindern lernen können.
Als ich dann also dort mit den Clowns und Kindern in einem Kreis sass, packte mich plötzlich eine kleine Hand von links und liess mich die nächsten zwei Stunden nicht mehr los. Die kleine Hand gehört zu einem Mädchen das S* heisst und wie sich herausstellte, eine süsse, freche, kleine Kleblaus ist. Jedes Mal wenn ich in Pikpa ankomme und sie mich entdeckt, kommt S* angerannt und weicht nicht mehr von meiner Seite, bis ich am Abend wieder nach Hause gehe. In der Zwischenzeit, fingerte sie an den frisch gestrichenen Wänden herum, ärgerte die Hunde und wedelt mit den Zeigefinger vor meiner Nase herum, wenn ihr etwas nicht passt. Unsere verbale Verständigung beruht auf Zeichensprache und den einzigen Worten „come“ und „work“. Man kann darüber diskutieren wie nahe man Kindern und Personen generell in solchen unsteten Situationen kommen soll, in denen zwangsläufig die eine oder andere Partei wieder abreist oder weiterreist und eine grosse Leere entstehen kann. Ich gebe zu, es ist nicht ganz einfach die Balance zu finden.
Ich versuche aber trotzdem das Beste aus dem Moment zu machen und viel mit den Kindern zu lachen und ihnen die Möglichkeit zu bieten sich auszutoben, damit sie am Abend schlafen können. Geniesse den Moment und die Berührungen der Herzen die weit mehr Wert sind als der Schmerz des Abschieds, der so oder so bevorsteht. Später erfahre ich, dass die Familie von S* ihren Sohn bei der Überfahrt verloren hat und ich erinnere mich daran, in der Zeitung davon gelesen zu haben und nehme S* beim nächsten Treffen noch etwas fester in die Arme. (Dezember 2017 - April 2018)
*Namen zum Schutz der Menschen unkenntlich gemacht
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